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Personalkosten im Baubetrieb: Alle Kostenfaktoren richtig kalkulieren

Geschrieben von BRZ Deutschland | 2.6.2025

„Wie viel kostet ein Mitarbeiter im Baubetrieb?“ Diese Frage stellen sich viele Unternehmer, besonders wenn es um Neueinstellungen geht. Oft werden die tatsächlichen Kosten unterschätzt. Gerade im Bauhauptgewerbe gibt es zahlreiche Besonderheiten, die bei der Kalkulation berücksichtigt werden müssen. Wer sie kennt, kann besser planen und wirtschaftlich sichere Entscheidungen treffen.

 

Inhaltsverzeichnis

Lohn und Gehalt: Grundkosten im Baubetrieb

Lohnzusatzkosten: Soziallöhne und gesetzliche Abgaben

Weitere Kostenfaktoren für gewerbliche Arbeitnehmer

Weitere Kostenfaktoren für Angestellte

Personalkosten und Angebotskalkulation

Fazit: Sicher planen und langfristig wirtschaftlich bleiben

FAQ – Häufig gestellte Fragen

Tipp

 

 

Lohn und Gehalt: Grundkosten im Baubetrieb

Die Basis jeder Personalkostenberechnung ist der Lohn bzw. das Gehalt für die geleisteten Arbeitsstunden.
Im Baugewerbe sind bei tariflicher Arbeitszeit durchschnittlich 173 Stunden pro Monat zu bezahlen.

 


Lohnzusatzkosten: Soziallöhne und gesetzliche Abgaben

Zusätzlich zum Grundlohn entstehen umfangreiche Lohnzusatzkosten, die gesetzlich oder tariflich vorgeschrieben sind. Dazu gehören u. a.:

  • Feiertage
  • Tarifliche und gesetzliche Ausfalltage (§ 4 BRTV, z. B. Umzug, Hochzeit, Todesfall)
  • Lohnfortzahlung im Krankheitsfall
  • 13. Monatseinkommen (in den alten Bundesländern)
  • Urlaubsgeld und zusätzliches Urlaubsgeld
  • Arbeitgeberanteile zur Kranken-, Renten-, Arbeitslosen- und Pflegeversicherung
  • Umlagen für Entgeltfortzahlung (U1) und Mutterschaftsaufwendungen (U2)
  • Insolvenzgeldumlage
  • Beiträge zur Berufsgenossenschaft
  • Arbeitgeberanteil zur Winterbeschäftigungsumlage
  • Beitrag zur SOKA-Bau

 

Beispiele und wichtige Werte

  • Durchschnittliche Belastung:
    Ein gewerblicher Arbeitnehmer mit 18,17 € Stundenlohn kann den Arbeitgeber bei 173 bezahlten Stunden pro Monat rund 5.000 € kosten.
  • 13. Monatseinkommen:
    In den alten Bundesländern Anspruch auf das 93-fache des Gesamttarifstundenlohnes (ggf. zzgl. 0,13 € Arbeitgeber-Anteil pro Stunde). Mindestbetrag: 780 €.
  • U1 und U2 sind krankenkassenindividuelle Prozentsätze.
  • Arbeitgeberanteile zur Sozialversicherung: aktuell 19,325 %.
  • Winterbauumlage: 1,2 % für gewerbliche Arbeitnehmer.
  • Urlaubsgeld und das zusätzliche Urlaubsgeld durch SOKA-Bau:
    • Alte Bundesländer: 20,4 %
    • Neue Bundesländer: 17,2 %
    • Angestellte: monatlich 24 €
  • Insolvenzgeldumlage: 0,15 % (Stand 2025).
  • Beiträge Berufsgenossenschaft: abhängig von Gefahrenklasse des Betriebs.

 

Weitere Kostenfaktoren für gewerbliche Arbeitnehmer

  • Lohnnebenkosten bei Auswärtstätigkeit: z. B. Auslösungen, Verpflegungszuschüsse, Fahrgelder, tariflich bzw. gesetzlich geregelt.
  • Kosten für Kleingeräte und Werkzeuge: Verschleiß und Verlust von Schaufeln, Hämmern, Handschuhen etc. sollten über eine eigene Kostenstelle überwacht werden.

 

Weitere Kostenfaktoren für Angestellte

Im Angestelltenbereich fallen häufig zusätzliche Arbeitsplatzkosten an:

  • Büromaterial
  • Arbeitsplatz-Einrichtung
  • Miete und Nebenkosten
  • IT-Ausstattung

Dazu kommen einmalige Aufwendungen wie Einarbeitungskosten oder Kosten für Personalgewinnung (z. B. Stellenanzeigen, Auswahlgespräche).

Kostenfaktoren im Überblick

 

 

Personalkosten und Angebotskalkulation

Neueinstellungen oder Kündigungen haben direkte Auswirkungen auf die Kalkulation. Hier ein paar Beispiele: 

Mittellohn verändert sich:

  • Bisher 10 Mitarbeiter mit je 16,00 €/h = Mittellohn 16,00 €
  • Neuer Mitarbeiter mit 18,50 €/h:
    (10 × 16,00 € + 18,50 €) ÷ 11 = 16,23 €/h

Jahresproduktivlohn steigt:

  • Bisher: 10 × 16,00 € × 1.550 h = 248.000 €
  • Neu: 11 × 16,23 € × 1.550 h = 276.722 €

Zuschlagssätze sinken, wenn mehr Produktivlohn vorhanden ist:

Geschäftskosten bleiben bei 150.000 €.

  • Alt: 150.000 € ÷ 248.000 € = 60 %
  • Neu: 150.000 € ÷ 276.722 € = 54 %

Reduziert sich dagegen der gewerbliche Bereich bei gleichbleibenden Geschäftskosten, müssen die Zuschläge steigen – sonst drohen nicht kostendeckende Angebotspreise.


 

 

 

Fazit

Neue Mitarbeiter sind ein wichtiger Erfolgsfaktor – aber auch ein großer Kostenblock. Wer die gesamten Personalkosten kennt, von Löhnen über Sozialabgaben bis hin zu Arbeitsplatz- und Rekrutierungskosten, kalkuliert sicherer und vermeidet finanzielle Risiken.
Vor jeder Einstellung lohnt es sich, genau zu prüfen, ob der zusätzliche Nutzen langfristig die Kosten übersteigt. Nur so bleiben Arbeitsplätze und Unternehmensentwicklung stabil.

 

 

FAQ – Häufig gestellte Fragen


Wie berechne ich die tatsächlichen Kosten eines gewerblichen Mitarbeiters?

Addieren Sie Lohn, Sozialabgaben, Umlagen, Lohnnebenkosten und Werkzeugkosten. Teilen Sie die Summe durch die produktiven Stunden, um den realen Stundenpreis zu kennen.


Warum ist der Mittellohn so wichtig?

Er beeinflusst direkt die Kalkulation von Angeboten. Steigt der Mittellohn durch Neueinstellungen, müssen Zuschlagssätze und Preise angepasst werden.


Welche Umlagen fallen zusätzlich an?

U1/U2, Insolvenzgeldumlage, Berufsgenossenschaftsbeiträge, Winterbauumlage, SOKA-Bau – diese Kosten sind tariflich bzw. gesetzlich vorgeschrieben.


Wie kann ich Personalkosten kontrollieren?

Ein strukturiertes Rechnungswesen hilft, Ist-Kosten zu überwachen und zukünftige Kosten realistisch zu planen.

 

 

Tipp:

Vertiefen Sie Ihr Wissen und entdecken Sie praxisnahe Lösungen, die Ihren Baubetrieb weiterbringen. In den folgenden Empfehlungen finden Sie nützliche Inhalte und Materialien für Ihren Erfolg.