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Arbeitszeiterfassung im Bau: Was das BAG-Urteil für Betriebe bedeutet

Geschrieben von BRZ Deutschland | 9.12.2022

Das Bundesarbeitsgericht (BAG) hat am 13.09.2022 ein wegweisendes Urteil zur Arbeitszeiterfassung gefällt. Damit wird klar: Alle Unternehmen in Deutschland – ohne Ausnahme – müssen künftig die Arbeitszeit ihrer Beschäftigten systematisch erfassen. Für die Baubranche, die ohnehin bereits Dokumentationspflichten kennt, bedeutet das: Bestehende Systeme sollten jetzt auf ihre Rechtssicherheit und Effizienz geprüft werden.

 

 

Inhaltsverzeichnis

Hintergrund: Das BAG-Urteil und der EuGH

Was bedeutet das für Baubetriebe?

Digitale Zeiterfassung als Lösung

Fazit

Tipp

 

 

Hintergrund: Das BAG-Urteil und der EuGH

Das BAG-Urteil basiert auf der Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) vom 14.05.2019 (Az. C-55/18). Darin wurde festgelegt, dass alle Arbeitgeber in der EU verpflichtet sind, ein objektives, verlässliches und zugängliches System zur Erfassung der täglichen Arbeitszeit einzuführen.

  • Der EuGH hat keine Fristen gesetzt, bis wann nationale Gesetze folgen müssen.
  • Das BAG stellte jedoch 2022 klar: Die Pflicht zur Arbeitszeiterfassung besteht bereits nach geltendem Recht (über § 3 Abs. 2 Nr. 1 Arbeitsschutzgesetz).
  • Wie genau das System gestaltet ist, bleibt flexibel: Es kann schriftlich oder digital erfolgen.

Deutschland arbeitet derzeit an einem Gesetz zur Arbeitszeiterfassung, das voraussichtlich verbindliche Regeln und Sanktionen festlegen wird.

 


Was bedeutet das für Baubetriebe?

Für Bauunternehmen ist die Pflicht zur Arbeitszeiterfassung nicht neu:
Nach Mindestlohngesetz (§ 17 MiLoG) und § 2a Schwarzarbeitsbekämpfungsgesetz (SchwarzArbG) müssen bereits heute Beginn, Ende und Dauer der täglichen Arbeitszeit erfasst werden – insbesondere bei Minijobbern, Teilzeitkräften und Beschäftigten im Bauhaupt- und Baunebengewerbe.

Trotzdem sollten Bauunternehmen prüfen:

  • Rechtssicherheit: Entspricht das bisherige System den Anforderungen „objektiv, verlässlich, zugänglich“?
  • Praktikabilität: Können Mitarbeitende auch auf der Baustelle Arbeitszeiten einfach erfassen und abrufen?
  • Dokumentation: Werden Arbeitszeiten innerhalb von sieben Tagen erfasst und ordnungsgemäß archiviert?
  • Effizienz: Ist die genutzte Lösung wirklich zeitgemäß oder lassen sich Abläufe digital optimieren?

 

Digitale Zeiterfassung als Lösung

Digitale Systeme bieten für Baubetriebe klare Vorteile:

  • Orts- und zeitunabhängiger Zugriff – per App oder Browser
  • Automatische Archivierung – rechtssicher und GoBD-konform
  • Papierlose Prozesse – keine unleserlichen Stundenzettel mehr
  • Effiziente Workflows – weniger manueller Aufwand für Verwaltung und Bauleitung
  • Aktuelle Daten in Echtzeit – für Kalkulation, Nachweise und Auswertungen

Gerade für mobile Baustellen ist eine digitale, cloudbasierte Lösung oft die einzige Möglichkeit, gesetzliche Vorgaben einfach und zuverlässig zu erfüllen.

 


Fazit

Die Pflicht zur Arbeitszeiterfassung ist längst Realität – und wird bald durch ein deutsches Gesetz noch verbindlicher geregelt.

Bauunternehmen sollten jetzt prüfen, ob ihr bisheriges System rechtssicher ist und zugleich effiziente digitale Prozesse ermöglicht. Wer rechtzeitig umstellt, vermeidet spätere Sanktionen und spart Verwaltungsaufwand.

 

 

Tipp:

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Quellen
Bundesarbeitsgericht – Urteil vom 13.09.2022, 1 ABR 22/21
Europäischer Gerichtshof – Urteil C-55/18 zur Arbeitszeiterfassung
Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) § 3 Abs. 2 Nr. 1
Mindestlohngesetz (MiLoG)
Schwarzarbeitsbekämpfungsgesetz (SchwarzArbG) § 2a