Die angespannte weltwirtschaftliche Situation hinterlässt auch in der Baubranche ihre Spuren – jedoch nicht so stark wie angenommen. So lautet zumindest die Prognose einer aktuellen Studie der Strategieberatung EY-Parthenon, der globalen Strategieberatung von EY (Ernst & Young GmbH). Der Hochbau solle sich nach einer kurzweiligen Stagnation erholen und sogar wieder wachsen. Eher verhalten optimistisch sieht das hingegen die Herbstumfrage des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe (ZDB), die eine vorsichtigere Einschätzung liefert. Wie sich Baubetriebe für die aktuellen Herausforderungen wappnen können, erfahren Sie hier.
Inhaltsverzeichnis
Verhaltene Prognosen der Experten
Unterstützende Signale vom Bund
Digitalisierung als Chance in der Krise verstehen
Verhaltene Prognosen der Experten
Steigende Baupreise, Rohstoffengpässe sowie Fachkräftemangel und knappes Bauland lassen die Branche weiter bangen. Doch auch wenn nach acht Jahren stetigen Wachstums nun eine Stagnierung der Hochbaubranche für 2023 erwartet wird, geht die EY-Parthenon-Hochbauprognose von einem moderaten Wachstum im Folgejahr aus. Grundlage für diese Einschätzung ist die weiterhin starke Nachfrage im urbanen und regionalen Raum sowie Sanierungen im Zuge von Klimaschutzmaßnahmen, die in diesem Jahr wieder vom Bund gefördert werden – ebenso wie der Neubau.
Im privaten Wohnungsbau gab es einen Wachstumsrückgang, vor allem wegen unsicherer Miet- und Kaufpreise sowie steigender Inflation. Laut Prognose könnte sich das jedoch im Laufe des Jahres wieder verbessern. Wir berichteten bereits im Beitrag „Gute Neuigkeiten für Bauinteressierte und Baubetriebe: Neubauförderung in 2023 geplant“. Zudem bleibt der öffentliche Bau stabil und stützt die Branche. Große kommunale Wohnungsbaugesellschaften sollen im gewerblichen Wohnungsbau ein Wachstum von 0,5 % und im öffentlichen Bau von 1,3 % beitragen.
Im Gegensatz dazu prognostiziert die Herbstumfrage des ZDB einen deutlich trüberen Ausblick für 2023. Von den über 1.600 befragten Unternehmen äußerten sich zwar 33 % positiv zur aktuellen Geschäftslage, doch nur 0,9 % erwarten eine bessere Geschäftsentwicklung in den kommenden sechs Monaten. Knapp zwei Drittel rechnen mit einer Verschlechterung. Rückgänge bei Auftragseingängen im Hoch- und Straßenbau spiegeln diese Stimmung wider. Das ist zwar ein Rückgang gegenüber der Frühjahrsumfrage, zeigt aber weiterhin die Unsicherheit in der Branche.
Auch bei den BAU-Informationsgesprächen am 24. Januar 2023, organisiert von der Fachmesse BAU, war die Frage „Wie geht es weiter?“ zentral. Das ifo-Institut berichtete, dass sich das Baugeschehen mittelfristig als robust erweisen dürfte. Vor allem der europäische Bausektor solle von einem Rückgang verschont bleiben. Eine Zunahme im gewerblichen und öffentlichen Hochbau sowie im Tiefbau wird bis spätestens 2024 erwartet, wenn sich die wirtschaftliche Lage und die Unsicherheit durch Inflation wieder beruhigen.
Unterstützende Signale vom Bund
Neben den geplanten Fördermitteln für Neubau und Sanierungen könnten weitere Maßnahmen wie Strom- und Gaspreisbremse helfen, den Auftragsrückgang abzufedern. Auch verbesserte Abschreibungsbedingungen könnten dem Mietwohnungsbau Auftrieb geben. Dennoch mahnt der ZDB zu Vorsicht. Zwar meldete das Statistische Bundesamt für Oktober einen Anstieg der Auftragseingänge im Bauhauptgewerbe von 7,3 % im Vergleich zum Vormonat, doch gegenüber dem Vorjahresmonat ergibt sich ein reales Minus von 12,9 %.
Der ZDB betont:
„In der Wohnungsbauförderung braucht es jetzt eine ambitioniertere und mittelfristig verlässliche Politik mit Augenmaß. Sowohl beim Mietwohnungsbau als auch sozialen Wohnungsbau muss die Förderung vom EH-40-Standard abgekoppelt werden. Und für private Häuslebauer ist eine Nachfolgeregelung für das Baukindergeld dringend notwendig.“
Ergänzend fordert der ZDB die Senkung der Grunderwerbssteuer und eine Ausweitung der Sonderabschreibungen im sozialen Wohnungsneubau auf 10 %, um Bauwilligen mehr Planbarkeit zu bieten.
Digitalisierung als Chance in der Krise verstehen
Die Pandemie, der Ukrainekrieg und wirtschaftliche Unsicherheiten belasten die Branche weiterhin. Entscheidend ist, wie Betriebe darauf reagieren. Digitalisierung bietet laut EY-Parthenon-Partner Volkmar Schott enorme Potenziale:
„Produktivitätsgewinne ließen sich aber auch über die digital gestützte Optimierung von Prozessen realisieren. Digitale Planungs- und Bauprozesse ermöglichen die effizientere Zusammenarbeit zwischen den Gewerken. Damit kann die Baubranche zusätzliche Prozesssicherheit erreichen, die Bauzeit teilweise deutlich verkürzen und die Produktivität steigern.“
Laut Herbstumfrage des ZDB wollen 60 % der Unternehmen ihre Investitionen in Digitalisierung halten, 12 % sie sogar ausbauen. Wer die Krise als Chance versteht und die eigenen Abläufe analysiert, kann nicht nur Kosten senken, sondern auch seine Planungssicherheit und Wettbewerbsfähigkeit stärken. Geschäftsanalytik und moderne digitale Tools können helfen, Potenziale zu identifizieren und resilienter durch volatile Zeiten zu steuern.
Fazit
Die Bauwirtschaft steht vor Herausforderungen, bietet aber auch Chancen. Fördermittel, Digitalisierung und kluge Prozessoptimierung können helfen, den Betrieb zukunftsfähig aufzustellen. Anstatt die Krise nur auszuhalten, können Bauunternehmen sie als Chance nutzen, um effizienter, digitaler und wettbewerbsfähiger zu werden.
Tipp:
Vertiefen Sie Ihr Wissen und entdecken Sie praxisnahe Lösungen, die Ihren Baubetrieb weiterbringen. In den folgenden Empfehlungen finden Sie nützliche Inhalte und Materialien für Ihren Erfolg.